Leobschütz / Oberschlesien: Eine private Homepage zur Erinnerung an die Kultur und die Menschen in der Stadt und dem Kreis Leobschütz O/S von Kurt Sander.
Leobschütz in Oberschlesien, am Ostrand der Sudeten, an der Grenze zwischen Mähren und Schlesien gelegen, erwuchs aus einer älteren mährischen Siedlung und einer 1224 erstmals erwähnten, von König Ottokar I. von Böhmen gegründeten Stadt. In der frühen Neuzeit war das Leobschützer Gebiet mit dem Fürstentum Jägerndorf verbunden. Die Stadt erlangte Bedeutung und Reichtum vor allem durch ihr Textilgewerbe.
1945 wurde die Stadt stark zerstört, kam unter polnische Verwaltung und heißt seitdem Glubczyce.
Der Landkreis Leobschütz, im Regierungsbezirk Oppeln, umfasste am 1. Januar 1945
- die 3 Städte Bauerwitz, Katscher und Leobschütz - sowie 75 weitere Gemeinden
Dt. Rechtsstadt gegr. Anf. 13. Jh. an der damaligen mähr.-schles. Grenze unter König Ottokar I. von Böhmen (gest. 1230) und planmäßig angelegt (erwähnt als Stadt 1224); entwickelte mit der Zeit eigenes, das sog. Leobschützer Recht, das von einer Vielzahl böhm., mähr. und ungar. Städte übernommen wurde. Ab 1298 Leinenwebereizentrum, ab dem 19. Jh. Zentrum der Tuchherstellung. Zahlreiche Brände. Unregelmäßige Anlage mit dreieckigem Ring und Straßennetz, von Stadtmauern auf unregelmäßig polygonalem Grundriss begrenzt.
Leobschütz O/S - Sehenswürdigkeiten
Kath. Pfarrkirche Mariä Geburt: Frühgot.-neogot. Kirche (erwähnt 1259). Urspr. Basilika auf kreuzförmigen Grundriss. Baubeginn wahrscheinl. vor Mitte 13. Jh.; ab 1279 unter dem Patronat der Johanniter; Umbau um 1370-80 zu dreischiffiger Hallenkirche; 1903-07 neogot. Ausbau nach Entwürfenvon M. Hasak (Anbau eines zweischiffigen Querhauses mit Chor unter Verwendung der urspr. Dienste und Rippen, neuer W-Giebel). Backsteinbau unter Verwendung von Bindern mit schwarz gesinterten Köpfen und Steindekor. Von ehem. Kirche erh. dreischiffiges, dreijochiges Langhaus in Hallenform auf quadrat. Grundriss mit Kreuzgewölbe. Zwei quadrat. W-Türme (der südl. vollendet vor 1349 mit Aufbau 1579, der nördl. von 1826, nach dem Vorbild des südl., 1903-07 aufgestockt), sich nach oben hin stufenweise verjüngend, im oberen Bereich oktogonal und verputzt, bekrönt von Renaissance-Helmen mit Laternen. An der W-Fassade eingezogener Mittelteil mit Portal und Spitzbogenfenster, bekrönt von neogot., zweigeschossigem Giebel mit Blenden und Fialen (1903-07); Satteldächer, Strebewerk teilw. 1903-07 rekonstruiert. Drei frühgot. Spitzbogenportale (Ende13. Jh.): das westl. mit stufenartig ausgebildeter Laibung, reich dekoriert durch Säulen auf hohen Sockeln mit floralen Kapitellen und Pflanzenfries über der Archivolte, neogot. Rahmung (1903-07); das südl. wiederholt vereinfacht das Schema des westl. ohne Fries (Datum und Monogramme: PS 1590, VK 1598); das nördl., ähnl. dem südl., ohne floralen Dekor. Spitzbogenfenster mit Gewänden und neuem Stabwerk. Zwischen den Schiffen Spitzbogenarkaden auf Pfeilern, davon die östl. (Halbpfeiler des ehem. Triumphbogens) auf vierblättrigem Grundriss, von Diensten umspannt; Dienstbündel in den W-Jochen der Seitenschiffe; florale Steinkapitelle der Pfeiler und Dienste, 2. Viertel 14. Jh.; in der W-Vorhalle Kreuzkappengewölbe, darüber Kreuzgratgewölbe. Im nördl. Turmsockel Kapelle mit Kreuzgratgewölbe, zum Seitenschiff durch Rundbogenarkade (dekoratives Gitter, 17. Jh.) geöffnet, analoge Arkaden der Räume im südl. S-Turmsockel (Treppenhaus). In der Vorhalle und in den Räumen der Turmsockel Dienste mit Kelchkapitellen, Ende 13. Jh. - Neogot. Ausstattung und Ausgestaltung, um 1907; Grabmäler und Inschrifttafeln aus der Renaissance-Zeit mit Wappen: Matthias Bieroldis (gest. 1595), Martin Kinner (gest. 1597), zwei von Georg Schilter (gest. 1613).
Kapelle der Hll. Fabian, Sebastian und Ursula (Heidenkirchel): Spätgot. Saalbau, 1501 (erwähnt 1445), aus Backsteinen unter Verwendung von Bindern mit schwarz gesinterten Köpfen. Zweijochiger, kreuzrippengewölbter Raum mit dreiseitigem Chorschluss im O, Gewölbe aus sechs Feldern bestehend. Mit Strebepfeilern, Satteldach, im O abgewalmt. Fassade bekrönt von Dreiecksgiebel mit Spitzbogenblenden und neogot. Fialen. Spitzbogenfenster mit Gewänden, in der Fassade über dem Eingang Rundfenster. - Im Chor spätbarocke Gruppe Christus mit Engeln auf dem Ölberg, Ende 18. Jh., und Sitznische, bekrönt von doppelten Spitzbögen, verziert mit Maßwerkblenden, 15. Jh., wahrscheinl. aus der Pfarrkirche überführt.
Franziskanerkirche und -kloster: Kloster 1448 gegr. unter Johann III. Pius, Herzog von Troppau und Leobschütz, in der Nähe des Gröbniger Tors, 1480 durch gemauerte Anlage ersetzt; 1541 übernahmen Protestanten die Kirche, Schließung des Klosters, 1667 Rückkehr der Franziskaner; Gründung des Klostergymnasiums. 1810 Aufhebung des Klosters, ab 1824 Kirche als Gymnasialkirche genutzt, Kloster nach Umbau von 1832-33 als Schule; ab 1921 Kirche und Kloster erneut in Besitz der Franziskaner. Kirche St. Ägidius und Bernhard. Spätbarockbau, errichtet 1756-58 nach Entwürfen von Joh. I. Töpper (anstelle des Ursprungsbaus von 1480) durch die finanzielle Unterstützung des Fürsten Joseph von Liechtenstein; rest. 1860-67 (Innenräume), 1926 und 1958. Emporen-Hallenkirche. Vierjochiges Langhaus mit Stichkappentonne und je drei Seitenkapellen, geöffnet über die Gesamtlänge durch Rundbogenarkaden, darüber Emporen mit analogen Arkadenöffnungen. Kurzer, einjochiger Chor mit Apsiskonche, im N Kapelle mit Loge im Obergeschoss, über der Verbindung zwischen S-Sakristei und Kloster Mönchschor. In den Fassaden zwei übereinanderliegende Fensterreihen mit Flachbögen. Dreiachsige Hauptfassade mit Rahmengliederung, durch Gesims abgetrennter Giebel, eingefasst von Volutenschweifwerk, mit das Mittelfenster rahmenden Doppelpilastern, bekrönt von Dreiecksgiebel; Portal flankiert von Doppelpilastern, darüber Dreiecksgiebel. In der N-Fassade Nische mit auf Blech gemalter Darstellung des Hl. Florian, 1736 (vom ehem. Gröbniger Tor, 1854 überführt). Auf dem Satteldach Dachreiter, 1907. Im Innenraum Wandgliederung durch ion. Pilaster (im Langhaus dreifache, am Triumphbogen vervielfältigte, im Chor einzelne), die Gebälkabschnitte und ein ausgeprägtes Gesims tragen. Im W-Joch gemauerter Musikchor auf drei Rundbogenarkaden über Pfeilern mit konkav-konvexer Brüstung (Mittelteil hervorgehoben durch Pilaster mit franziskan. Emblemen und Wappen des Johann Wenzel von Liechtenstein sowie Rokoko-Stuckdekor). Urspr. im Innenraum barocke Wandmalereien, im 19. Jh. unter Putz gelegt (erh. teil auf dem Kapellengewölbe "Die Erlangung des Portiuncula-Ablasses"). - Rokoko-Ausstattung, um 1760; Hauptaltar, A. Oesterreich, mit Retabel in Form eines reich dekorierten Rahmens mit von Engeln gehaltener Draperie, eingefasst von Blendrahmen mit Figuren Hll. Sebastian, Cyrill, Methodius und Rochus, bekrönt von Baldachin mit Dreifaltigkeitsgruppe in einer Glorie, im Rahmen Gemälde der Hll. Ägidius und Bernhard, J. Havelka, 1761; Kanzel, A. Oesterreich, 1759, mit Flachreliefs auf dem Korb: Christus als Sämann, Bekehrung des Hl. Paulus und Gleichnis vom Schnitter, auf dem Baldachin geschnitzte Gruppe des Auferstandenen Christus, umgeben von Engeln mit Symbolen der Tugenden; in der Chorkapelle Altar mit geschnitzter Kreuzigungsgruppe, 1760; Kreuzwegstationen, J. Lux (?), 1760; got. Steintaufe, 2. Hälfte 15. Jh. (aus der Pfarrkirche), mit Minuskelinschrift und Rosetten, klassizist. Volutendeckel mit Taufe-Christi-Gruppe, Ende 18. Jh. Im S an die Kirche anschließend das spätbarocke Kloster, errichtet 1735-70, 1772 verbunden mit ehem. Gymnasium nach Entwürfen von Joh. I. Töpper (vielleicht Autor der Gesamtanlage); renov. 2002. Auf viereckigem Grundriss mit rechteckigem Klostergarten, Gymnasialflügel nach W vorgeschoben. Zweigeschossig mit Satteldächern, über dem Gymnasium mit hochgezogener Traufe kleiner oktogonaler Turm mit Laterne, bekrönt von Zwiebelhelm. Eingang zum Gymnasium flankiert von schrägstehenden Pilastern, die Gebälkabschnitte und Dreiecksgiebel tragen. Im Innern gartenseitiger Korridor, im Gymnasium Innenräume z. T. mit Stichkappentonnen, der Korridor kreuzkappengewölbt. Im Kloster Barockgemälde, u. a. Stammbaum des Hl. Franziskus (Kopie von 1703, gestiftet von Franziskanerguardian Justus Raeden), Hl. Joseph (J. Havelka, 1760), Hl. Katharina (2. Viertel 18. Jh.), Hl. Franziskus (1762) und Hl.Hedwig unter dem Kreuz (Joh. H. Kynast, 1767).
Kirche St. Anna / St. Barbara: An der Straße nach Oppeln (Friedrich-Wilhelm-Straße) spätbarocke Filialkirche, urspr. Friedhofskapelle (errichtet 1776, kleiner Turm am Fassadengiebel 1859).
Stadtmauern: Mittelalterl. Mauer, errichtet 1253-82, umgebaut und verstärkt 14./15. und 16. Jh., urspr. mit vier Toren, um Mitte 19. Jh. abgetragen: Ober- (oder Neisser), Nieder- (oder Troppauer), Gröbniger (oder Kloster-) Tor sowie Wassertor; große Teile erh.; aus Stein-, im oberen Bereich aus Backsteinmauerwerk. Neun Wehrtürme, umgebaut 19. Jh., teilw. Ruinen: an der N-Seite rund mit Zuspitzung, im S halbrund. Am Franziskanerkloster am besten erh. Mauerabschnitt mit Wehrturm und Pforte, wahrscheinl. 18. Jh.; südl. im Park auf dem Gebiet der ehem. Wehranlage Wehrturm mit einfacher Attika und kuppelförmigem Helm mit Steinfiale, 16. Jh.; an der Pfarrkirche Wehrturm mit verschindeltem Zeltdach.
Rathaus: Gotik-Renaissance-Bau, errichtet 1570 unter Verwendung älterer Mauern (erwähnt 1383, anstelle eines 1298 erwähnten Kaufhauses), nach Brand 1603 Wiederaufbau N. Hoffmann; 1863-64 grundlegender Umbau in neogot. Stil; während der Renovierungsarbeiten 1930 Freilegung von Renaissance-Elementen; 1945 abgebrannt. Urspr. zweigeschossiger Rechteckbau. Quadrat. N-Turm von 1606 mit oktogonalem Aufsatz (umgeben von Galerie), überzogen von geometr. Sgraffito-Dekor, Anf. 17. Jh. (rekonstruiert 1936). teilw. erh. Erdgeschossmauern.
Mariensäule: Am Markt gelegen. Barocke Figur der Maria Immaculata auf der Erdkugel von A. Jörg, 1738, erneuert 1804. Auf hohem, von Voluten eingefasstem, ausgebautem Sockel. Dieser geschmückt von Engelsfiguren (Genien) mit Tugendensymbolen, über Sünde und Tod triumphierend, und Flachreliefs (Adam und Eva sowie Verkündigung). auf der Steinbalustrade urspr. vier Figuren, davon erh. Hll. Sebastian und Ägidius.